Pro Stunde eine Münze: Das Spiel mit dem Feuer
Auf der Phönix Fire Convention in Thüringen, einer Veranstaltung für Feuerkünstler aus aller Welt, erhalten Gäste Münzen für die Zeit, die sie zu helfen bereit sind – die Idee der Helfersystemmünze war geboren
Feuer hat es Christian Unger angetan. Und das schon seit gut zehn Jahren. Es sei für ihn mehr als nur „das heiße Element, das Wärme, Licht und Geborgenheit“ bringt, sagt der 30-jährige Leipziger.
Begonnen hat er mit Jonglieren, das war im Jahr 2004. Doch erst das Feuer hat Ungers Leben verändert: Es habe viel Freude mit sich gebracht, sagt er. Neue Freunde und eine Community, die über alles liebe, was sie tut.
Und die das Feuer verbindet: Einmal im Jahr im August treffen sich Feuerartisten wie Unger im thüringischen Hildburghausen zur Phönix Fire Convention, einem Event für Feuerkünstler aus aller Welt.
„Es ist eine ziemlich bunte Veranstaltung, wie ein Festival, es gibt aber auch den ganzen Tag Workshops, auf denen die Leute sich weiterbilden können“, sagt der Phönix-Organisator, der auch hauptberuflich als Feuerkünstler arbeitet und mit seiner Firma „Freaks on Fire“ pro Jahr rund 100 Feuershows spielt.
2019 zog es mehr als 1.300 Teilnehmer nach Hildburghausen. „Weltweit die Besten der Besten kommen jedes Jahr hier in Thüringen zusammen“, freut sich Feuerkünstler Christian Unger. Jeden Tag gab es Shows und Workshops. 2000 Liter Öl müssen bereitstehen, sodass die Künstler die Nacht hindurch mit dem Feuer spielen konnten, bis zum Sonnenaufgang. Dekoration, Aufbau, Seminare, Musik, Verköstigung, Merchandise – das alles kostet Geld.
Dabei ist die Phönix Fire Convention eine nichtkommerzielle Veranstaltung. Umso mehr sind die Organisatoren um Christian Unger – allesamt Feuerbegeistert wie Christian Unger – auf freiwillige Unterstützung angewiesen. „Alle arbeiten ehrenamtlich. Das, was erwirtschaftet wird, fließt in die nächste Veranstaltung ein“, erklärt er.
Ohne die vielen freiwilligen Helfer, die die Phönix seit sieben Jahren zu dem gemacht haben, was sie heute ist, würde sie nicht zustande kommen, ist er überzeugt. „Wir hatten überlegt, wie wir ein Helfersystem auf die Beine stellen können, das live auf der Veranstaltung funktioniert – und sind auf die Münze gekommen“, erzählt der Festivalleiter.
Unger und sein Team haben 2019 bei derTaler eine individuell geprägte Helfersystemmünze kreieren lassen und 10.000 Stück davon bestellt. Jeder Gast erhielt für eine Stunde ehrenamtlicher Arbeit eine individuell geprägte Münze, für zwei Stunden zwei Münzen, für drei Stunden drei – und so weiter. Diese eigens gestaltete Münze ermöglicht es dem helfenden Gast, Phönix-Merchandise-Produkte erwerben, Artikel, die mit gewöhnlichem Geld nicht zu erwerben sind und damit einen besonderen Reiz ausüben. Nur, wer auf der Veranstaltung hilft und arbeitet, bekommt auch die berühmte Helfersystemmünze. Und nur, wer diese individuell geprägte Helfersystemmünze hat, kann Kissen, Decken, T-Shirts, Pullover, Hosen oder andere Merchandise-Produkte kaufen. Alles mit Phönix-Logo bedruckt und für das jeweilige Jahr personalisiert. „Die Münzen von 2019, als die Convention das Thema ‚Las Vegas‘ hatte, sind immer noch im Umlauf“, sagt Christian Unger. Die Gäste und Helfer können sie wiederverwenden und auch in den folgenden Jahren damit Merchandise-Produkte erwerben – oder auch über mehrere Jahre sparen. „Für zwölf Stunden Arbeit bekommt man beispielsweise eine coole Weste“, sagt Christian Unger.
Die teuersten Produkte kosten zwölf Helfersystemmünzen – das entspricht zwölf Stunden Arbeit. „Das kann man ja über zwei Jahre verteilen“, meint Unger.
Auf der individuell gestalteten Münze selbst, spiegeln sich die Grundthemen der Feuer-Messe wider: Das Logo – der Phönix, jener mystische Vogel, der sich aus der Asche immer wieder neu erschafft, – darf natürlich nicht fehlen. Drumherum lodern kleine Flammen und sind Keulen zu sehen sowie Poi, Artistik-Elemente, die viele Künstler zum Jonglieren mit Feuer verwenden.
„Es ist eine sehr persönlich gestaltete Münze, die abbildet, was wir alle tun und so sehr lieben“, sagt Christian Unger. Für einen Laien sind weder Poi noch Keulen auf den ersten Blick erkennbar, doch jeder Feuerkünstler verstehe sofort die Münzdetails. Wer diese individuell gefertigte Münze offen mit sich trägt, ob als Schmuck, auf Reisen oder im Auto, werde von anderen Feuerspielern sofort erkannt, sagt Christian Unger.
2019 haben die Helfersystemmünzen so gut funktioniert und sind so gut angekommen, dass die Phönix-Macher die Idee und individuellen Münzen auch 2020 beim Thema „Piraten“ beibehalten wollen, nur in anderer Form. Denn die Convention wächst. Für das Team von Christian Unger bedeutet das jede Menge Arbeit. „Wir wollen diese Arbeit auf besondere Weise würdigen, also bekommt jedes Crew-Mitglied eine Piratenmünze geschenkt als Dankeschön.“ Die neuen Münzen sind schon bestellt. Für sein Team, die Künstler und die Musiker.