„Man kann den Einsatz der Helfer nicht hoch genug wertschätzen“
Sabrina Lamcha, Pressesprecherin des Landkreises Stendal, über heiße Sommer, Großbrände und eine Ehrenmedaille für Freiwillige Feuerwehrkräfte
Frau Lamcha, Sie haben 2018 beim Taler Ehrenmedaillen für die Freiwilligen Feuerwehrkräfte Ihres Landkreises Stendal bestellt. Was war der Anlass?
Wir haben im vergangenen Jahr im Landkreis Stendal akute Wald- und Feldbrände erlebt – und zwar so akut, dass mitunter an einem einzigen Tag Feuer an fünf Stellen gleichzeitig ausgebrochen sind – und zwar nicht einfach Feuer. Richtige Großbrände waren das. Die Feuerwehren unseres Landkreises waren daher fast den gesamten Sommer 2018 im Dauereinsatz. 24 Stunden lang. Teilweise sind Waldgebiete von bis zu 40 Hektar abgebrannt – eine Fläche von 56 Fußballfeldern. Mitunter konnten die Einsatzkräfte nur knapp die Katastrophe abwenden und stießen an ihre Leistungsgrenzen.
Ihre Feuerwehr beruht zu 100 Prozent auf Freiwilligkeit – es gibt keine Berufsfeuerwehr?
Das ist richtig. Das Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr ist ein Ehrenamt durch und durch. Umso dankbarer sind wir diesen Einsatzkräften, die uns flächendeckend vor Schlimmstem bewahrt haben. Ihre herausragende Leistung nahm unser Landrat Carsten Wulfänger (CDU) zum Anlass zu sagen: „Wir machen jetzt eine Ehrenmedaille mit dem Motto ‚Bewunderung und Dank‘“.
Bewunderung und Dank – dieser Satz wurde auch auf der Medaille verewigt.
So ist es. Das war uns wichtig. Die Medaille war eine Sonderauszeichnung für alle Einsatzkräfte, die in dem heißen Sommer 2018 im Einsatz waren. Zugleich sollte diese Anerkennung auch allen Familien gelten, die ebenso dahinterstehen, wenn ihr Mann, Vater oder Bruder rund um die Uhr da draußen bei größter Gefahr im Einsatz ist, und auch den Arbeitgebern, die es ermöglichen, dass ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Tag und Nacht Bereitschaft hat.
Wie viel Zeit hatten Sie für die Vorbereitung der Münze?
Das war eine Impulsentscheidung unseres Landrates. Und „derTaler“ hat diese spontane Entscheidung so mitgetragen, dass wir das Projekt innerhalb von zwei Wochen durchziehen konnten – vom Entwurf bis zur Produktion. „derTaler“ hat uns hervorragend unterstützt! Das ist keineswegs selbstverständlich in Deutschland – eine Agentur oder einen Münz-Produzenten zu finden, der so hundertprozentig hinter uns gestanden und gesagt hat: „Wir wollen, dass ihr das habt. Wir ziehen das Projekt vor, weil wir es gut finden.“ Eigentlich beträgt so eine Produktionszeit rund acht Wochen. Zumal bei einer so großen Menge von rund 3000 Stück wie bei unserer Münze! Umso mehr wissen wir diese Unterstützung von der ersten bis zur letzten Sekunde zu schätzen. Dank der Flexibilität des „Talers“ – und es waren ja nicht wenige Münzen. Wir haben sogar nachproduziert. Denn jeder, aber auch wirklich jeder einzelne ehrenamtliche Helfer im ganzen Landkreis Stendal sollte eine Münze bekommen.
Als die Münzen dann produziert waren, wie wurden sie übergeben?
Die Ehrung lag uns so am Herzen, dass wir im September 2018 speziell dafür ein großes Fest in der „Feuertechnischen Zentrale“ (FTZ) hier im Landkreis auf die Beine gestellt haben. Aus diesem Anlass haben wir eine Bühne aufgebaut, Musik, Essen und Getränke organisiert – und alle Helfer dazu eingeladen. Zu ihren Ehren reiste auch der Innenminister von Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht (CDU), zu der Veranstaltung an. Er hat die Medaillen zusammen mit Carsten Wulfänger in einer feierlichen Zeremonie übergeben – mit Händedruck und allem, was dazugehört.
Wie haben die Geehrten auf diese außergewöhnliche Anerkennung reagiert?
Nun, schon allein das Leitmotiv des Festes sollte zeigen, dass wir die großartigen Leistungen der Einsatzkräfte nicht hoch genug wertschätzen können. Schon mit dem Motto der Ehrung „Wir wissen was Du diesen Sommer getan hast“ wollten wir unsere große Wertschätzung für die Arbeit der Helfer zum Ausdruck bringen. Schon das kam sehr gut an. Als dann noch die Medaillen überreicht wurden, waren alle sehr bewegt. Die ganze Veranstaltung samt Bühnengestaltung war auf das Medaillendesign ausgerichtet. Damit haben die Helfer nicht gerechnet – dass von oberster politischer Stelle gesehen und gewürdigt wird, was sie da geleistet haben. Und das über etliche Wochen hinweg!
Die Münzen haben wahrscheinlich in jedem Wohnzimmerschrank einen Ehrenplatz bekommen.
Davon gehe ich aus! Sie dürfen nicht vergessen: Diese Brände waren für alle kraftraubend. So etwas schweißt natürlich zusammen. Auch daran soll die Ehrenmedaille erinnern.
Die Hitzewelle des Sommers 2018 wird vermutlich nicht die letzte gewesen sein. Wie gehen Sie mit der Prognose von weiteren heißen Sommern und entsprechender Brandgefahr um?
Die Erfahrungen von 2018 haben uns deutlich vor Augen geführt, dass wir dringend etwas für die Nachwuchsförderung tun müssen. Denn hochgerechnet auf die nächsten zehn Jahre, werden wir diese Mannschaft dann wohl nicht mehr haben.
Haben Sie damit schon angefangen?
Ja, bereits in diesem Jahr haben wir eine Kampagne für den Feuerwehr-Nachwuchs gestartet. Denn wie auch der Sommer 2019 gezeigt hat: Wir dürfen keine Zeit verlieren.
Mit welchen Herausforderungen haben Sie dabei am meisten zu kämpfen?
Diese Freizeitbeschäftigung, die für viele der älteren Generation als Hobby angesehen wird, das man mit gesellschaftlichem Engagement verbinden kann, steht in starker Konkurrenz. Das ist nicht unbedingt das Vorzeigehobby, das der heute zehnjährige Schüler sich aussucht. Da ist viel Imagearbeit nötig.
Das ist bei den älteren Helfern anders?
Ja, das ist eine ganz andere Generation. Sie sind damit aufgewachsen, dass es zum guten Ton gehört, geschlossen der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten. Das hat sich verändert. Heute muss man andere Motivationen schaffen.
Inwiefern kann eine Münze da möglicherweise Anreize bieten?
Das ist sicher ein Schlüsselaspekt – gerade in puncto Ehrenamt. Unsere Münze hat eine gute Größe, sie ist nicht zu klein, sie liegt gut in der Hand, sie besteht aus hochwertigem Material, hat eine ansprechende Verpackung und einen kleinen Sockel, sodass man sie auch gut sichtbar platzieren kann. Wertgeschätzt wird jeder gern, ob jung oder älter. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir uns da auch für die Jugendarbeit entsprechende Modelle überlegen. Gerade in dieser Sparte kommt Münzen eine ganz spezielle Bedeutung zu. Das hat mit Bewunderung und Statusbewusstsein zu tun.