Punktgenau designt – individuelle Medaillen mit Brailleschrift
Die Medaillen zur Blindenfußball-Europameisterschaft in Berlin waren eine echte Herausforderung
Ein Ball mit Rassel. Spieler mit Dunkelbrille. Ein Rufer hinterm Tor. So erlebten Zuschauer Ende August 2017 in Berlin die Europameisterschaften im Blindenfußball – mitten im Herzen von Berlin. Auf dem Lili-Henoch-Platz am Anhalter Bahnhof begegneten sich blinde Fußballspieler aus zehn Ländern: Rumänien, Georgien, Deutschland, Spanien, England, Russland, Italien, Belgien, Frankreich und der Türkei, begeistert angefeuert von Berlinern. „Wie sie auf dem Platz gekämpft haben, das war sehr eindrucksvoll“, erinnert sich Antje Holdermann vom Event Management des Behinderten-und Rehabilitations-Sportverband Berlin (BRS), der die Blindenfußball-Europameisterschaft organisierte.
„Voy!“ – ein Ball mit Rasseln
Was aus der Ferne zunächst wie ein ganz normales Fußballspiel aussah, erwies sich bei genauerem Hinschauen als faszinierender Sport mit eigenen Regeln: Jeweils vier Feldspieler einer Mannschaft stehen mit Dunkelbrille auf dem Fußballfeld. Alle sind sehbehindert – bis auf den Torwart. Er sieht. Hinter dem Tor des Gegners steht ein Rufer, um die angreifenden Spieler zu lenken. Am Ball ist eine Rassel angebracht, damit er besser hörbar ist. Der Platz ist mit Banden eingezäunt. Das Spielfeld ist mit 40 mal 20 Metern kleiner als gewöhnlich. Die Spieler machen sich bemerkbar, indem sie sich einander das Wort „Voy!“ zurufen, Spanisch für: „Ich komme“. Die Spieldauer beträgt zweimal 20 Minuten, ist also kürzer als im regulären Fußball. Unter der Dunkelbrille sind die Augen zusätzlich abgedeckt.
Der zentrale Ausrichtungsort war ideal – so konnten neben Berlinern auch Touristen über den Spielfeldrand schauen. „Das war einerseits toll – je mehr Sichtbarkeit, umso mehr Respekt vor dem Blindensport. Andererseits brauchen die Spieler aber besonders viel Ruhe, um sich konzentrieren zu können“, sagt Antje Holdermann.
Eine Woche lang rangen die besten europäischen Fußballer um den begehrten EM-Titel. Am Ende konnte sich Russland im Elfmeterschießen gegen Spanien durchsetzen und neben der Trophäe die Goldmedaille mit nach Hause nehmen.
Gold, Silber, Bronze und Nickel antik – schön anzufühlen
„Die individuellen Brailleschrift Medaillen sind wunderschön geworden“, schwärmt Antje Holdermann. Der Verband hatte sie in Kooperation mit derTaler vorab in Gold, Silber und Bronze bestellt – und in Nickel antik, sodass jeder der teilnehmenden Spieler am Ender der EM eine individuelle Medaille in den Händen hielt, auch die Viertplatzierten. Für die gewinnenden Mannschaften gab es insgesamt individuell geprägte Gold-, Silber– und Bronzemedaillen.
„Die Medaille war sehr groß, sehr schwer und sehr schön anzusehen“, sagt Antje Holdermann. Und, was viel wichtiger war: schön anzufühlen.
Auf der Vorderseite ist das Logo abgebildet, das eigens für die EM kreiert wurde – in Anlehnung an einen Blindenfußball. Über dem Logo sind zehn Sterne für die zehn teilnehmenden Nationen zu sehen. Am Rand einer jeden Medaille stehen Veranstalter, Veranstaltung, Jahr und Austragungsort: „IBSA Blind Football European Championship 2017 Berlin“. IBSA steht für die Dachorganisation International Blind Sports Federation. Sie gibt vor, wie die Medaille auszusehen hat.
„Da haben wir uns verschiedene Angebote eingeholt und relativ schnell für derTaler entschieden, weil die Mitarbeiter einfach superästhetische Angebote gemacht und immer sofort reagiert haben und auf all unsere Wünsche immer sofort eingegangen sind“, sagt Antje Holdermann.
Wenn es um eine Blindenfußball-EM geht, muss die Brailleschrift auf die Medaille. Auf der Rückseite der Medaille steht daher in Brailleschrift der Schriftzug „Euro 2017“.
„Den Schriftzug ‚Euro 2017‘ haben wir in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV) konzipiert – er hat das für uns in Brailleschrift übersetzt, das haben wir dann dem Taler übermittelt“, berichtet Antje Holdermann.
Punktlandung – jeder Punkt an der richtigen Stelle
Eine knifflige Herausforderung. Denn man musste genau darauf achten, dass die Punkte den richtigen Abstand haben. Die Richtlinien in Bezug auf Abstand der Punkte sind da sehr klar.
„Nichts ist schlimmer, als wenn man einem sehbehinderten Sportler die Medaille überreicht, und er kann es nicht lesen“, meint Antje Holdermann. Doch dank der hervorragenden und im wahrsten Sinne des Wortes punktgenauen Zusammenarbeit mit derTaler sei das Produkt „perfekt“ geworden. „DerTaler hat pünktlich geliefert, die Herausforderung waren außer der Brailleschrift auf der Medaille die vier verschiedenen Materialien – dass der Vorschlag Nickel antik passte, war super“, sagt Antje Holdermann rückblickend.
Die restlichen individuell geprägten Medaillen haben die Veranstalter an die Volunteers verteilt, die freiwilligen Helfer – auch sie hätten ein Dankeschön verdient, da waren sich die Veranstalter einig. Denn der Erfolg ist auch ihnen zu verdanken. Und das sollte wertgeschätzt werden.
Zu der Medaille mit Brailleschrift wurde den Spielern eine Urkunde überreicht, auch sie komplett in Brailleschrift. Alles war aufeinander abgestimmt. Sogar das Band, an dem die Medaillen hingen, leuchtete in den Farben pink-lila – und nahm damit die Farben des EM-Logos auf. Wie die Spiele, so fand auch die Übergabe auf dem Gelände am Anhalter Bahnhof statt.
Und wie kamen die Medaillen an? Das Feedback von den Teilnehmern sei sehr positiv gewesen, erinnert sich Antje Holdermann. „Viele haben gesagt, so etwas in der Art hätten sie noch nie erlebt.“