Survival in Pfullendorf: Ein Coin zur Erinnerung an eine Grenzerfahrung
Ein Hörsaal der Offizierschule der Luftwaffe in Bayern würdigt seine Absolvent*innen mit einem eigenen Coin. Wer ihn bekommen will, muss dafür Einiges leisten.
„Offizierschule der Luftwaffe“ – genau diese Bezeichnung steht auf der einen Seite der Münze, die Toni Arndt, Offizieranwärter an der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg, bei derTaler in Auftrag gegeben hat. Mittig fällt eine Schwinge ins Auge – das Zeichen der Luftwaffe –, die umrankt ist von Eichenlaub – als Zeichen der Standhaftigkeit.
Nun könnte man meinen, das sei aussagekräftig genug. Doch dahinter steckt noch viel mehr. Der Hörsaal „Charlie“ etwa. Dafür steht auch das große „C“ auf der anderen Seite der Münze.
Die offene Seite des Buchstaben teilt ein Schwert: das sogenannte Hörsaalschwert.
Es weist auf die Tradition hin, als jeder Generation von Offizieranwärter*innen das Schwert verliehen wird. Darüber ist zu lesen: „In Tradition verbunden“, die lateinische Übersetzung „In Traditio Juncta“ schmückt den unteren Teil der Rückseite. Die Zahlen daneben variieren: 115, 116, 117 – den jeder Jahrgang der Offizieranwärter*innen bekommt eine solche Münze überreicht. Wenn man bestimmte Voraussetzungen erfüllt.
Nun könnte man meinen, das sei aussagekräftig genug. Doch dahinter steckt noch viel mehr. Der Hörsaal „Charlie“ etwa. Dafür steht auch das große „C“ auf der anderen Seite der Münze. Die offene Seite des Buchstaben teilt ein Schwert: das sogenannte Hörsaalschwert. Es weist auf die Tradition hin, als jeder Generation von Offizieranwärter*innen das Schwert verliehen wird. Darüber ist zu lesen: „In Tradition verbunden“, die lateinische Übersetzung „In Traditio Juncta“ schmückt den unteren Teil der Rückseite. Die Zahlen daneben variieren: 115, 116, 117 – den jeder Jahrgang der Offizieranwärter*innen bekommt eine solche Münze überreicht. Wenn man bestimmte Voraussetzungen erfüllt.
Und hier kommt das Survival-Training ins Spiel. Wenn die jungen angehenden Offiziere etwa die Hälfte ihrer Ausbildung absolviert haben, nehmen sie an dem Lehrgang „Überleben Land“ in Pfullendorf in Baden-Württemberg teil, einer Überlebensausbildung, der Bestandteil des SERE-Trainings Level B ist mit ihren vier Bestandteilen „Survival“ (Überleben), „Evasion“ (Ausweichen), „Resistance“ (Widerstehen) und „Escape“ (Flucht). Dabei geht es darum, erklärt Toni Arndt, „dass man hinter feindlichen Linien wieder zurückkommen muss“. Und wenn die Kameraden das schaffen, stiftet der vorangegangene Jahrgang ebendiesen Coin.
Zusammenhalt, Kameradschaft, Erinnerung
Den Coin muss man sich verdienen. Er ist mit hohem Aufwand verbunden. Umso wertschätzender halten ihn die jungen Offizieranwärter*innen nach erfolgreichem Lehrgang in den Händen – und fortan in der Hosentasche. Denn in ihm bündelt sich alles, was die Ausbildung ausmacht: Zusammenhalt, Kameradschaft, Erinnerung an die gemeinsam verbrachte Zeit – und die eigene Grenzerfahrung beim Survival-Training in Pfullendorf.
„Die Idee zum Coin zur Erinnerung kam dadurch, dass wir etwas zusätzlich in der Hand haben wollten, was uns an die Zeit erinnert“, erzählt Toni Arndt. Denn das Schwert wird nach einem Jahr abgegeben; damit man nicht ohne irgendetwas Handfestes die Ausbildung verlässt, erhält jeder der angehenden Offiziere nach bestandener Überlebensprüfung diesen individuellen Coin, versehen mit seiner Jahrgangsnummer. So werde der Korps-Gedanke festgehalten: dass man immer zusammengeschweißt bleibt, über die Jahrgänge hinweg.
Designt hat den Coin ein Kamerad, Arno Mainzer. Auch sein Gedanke war der Coin als Identifikationsmerkmal, um sich innerhalb der Truppe wiederzuerkennen, auch wenn man aus unterschiedlichen Jahrgängen kommt. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist sofort da, das daraus resultiert: Wir sind alle mal in der Offiziersschule bei ‚Charlie‘ gewesen und haben alle das Gleiche erlebt, gemeinsam oder zu unterschiedlichen Zeiten“, erklärt Toni Arndt. Eine Tradition, die verbindet. So steht es auch auf der Münze.
Challenge durch Coin-Check
Ihn bekommen nur die Offizier*innen, die in „1./OSLw Charlie“ waren – der ersten Inspektion der Offizierschule im Hörsaal Charlie – und dort ihre Ausbildung absolviert haben. Auch die Hörsaalleiter*innen, ihres Dienstgrades Hauptmänner, bekommen für den jeweiligen Jahrgang ebenfalls den Coin als Erinnerung daran, dass sie die jungen angehenden Offizier*innen ausgebildet haben.
Auch wenn die Coin-Tradition in der gesamten Bundeswehr verbreitet ist – dieser spezielle Coin ist „noch recht frisch“, sagt Toni Arndt. „Das sind jetzt erst vier oder fünf Jahrgänge, die diesen Coin haben.“ Von Anfang an arbeiteten Arndt und Mainzer hier mit derTaler zusammen. Auch das hat mittlerweile Tradition. Das Einzige, was immer wieder geändert werde, sei die Zahl auf der Münze für den jeweiligen Jahrgang. Der Coin nimmt etwa die Hälfte der Handfläche ein. Von seinem goldenen Rand entrollt sich das schwarze Spruchband in Richtung Mitte.
So frisch der Coin sein mag, was wäre ein Coin ohne Coin-Check? Man sollte seinen Coin möglichst immer bei sich tragen, so lautet die Grundregel der in der Bundeswehr verbreiteten „Challenge“, der Herausforderung. Sonst kann es passieren, dass zwei Coin-Inhaber aufeinandertreffen und einer von beiden, der seinen Coin nicht dabeihat, muss eine Runde zahlen. Normalerweise ist diese Runde bezogen auf Getränke. Umtrunk, Feiern sind der Klassiker. Aber Toni Arndt und seine Kamerad*innen haben den Coin-Check ihrem Alltag angepasst. Sie fordern einander auch in anderen Situationen heraus.
Stolz auf die eigene Leistung
„Es gab zum Beispiel eine Situation, da stand ich hier beim Frühstück und wollte gerade an der Kasse bezahlen, da kam ein Kamerad von früher auf mich zu und fragte mich, ob ich meinen Coin dabeihätte, denn er würde sich freuen, wenn ich sein Frühstück mitbezahlen würde. Ich hatte meinen natürlich dabei – somit musste er das Frühstück von uns beiden begleichen.“
In einer anderen Situation saßen alle zusammen beim Essen, ein Korps-Treffen – das sei „schon eine Weile her, noch vor Corona“. Es ging darum, ob die Kamerad*innen noch ein Dessert bestellen sollten. Die Entscheidung erleichterte der Coin-Check erheblich: Ein Kamerad wurde herausgefordert, und siehe da, er hatte seinen Coin nicht dabei. So hat er die Runde Dessert bezahlt.
Auch bei diesem Korps-Treffen erinnerten sich die Offizieranwärter*innen an ihr Überlebenstraining: den wenigen Schlaf, kaum Essen, lange Märsche, die ganze Nacht hindurch. An das Szenario, das sie herausforderte: ein Absturz mit dem Helikopter, schnelles Sammeln, Funkspruch abgeben, Koordinaten durchgeben, in Feindesland nicht entdeckt werden, Funktionieren im Stress.
Es ist auch diese Grenzerfahrung, an die der Coin erinnert. Es ist eine Erinnerung an die eigene Leistung. „Man ist da sehr stolz auf sich, das prägt einen, entsprechend wertvoll ist diese Würdigung durch den Coin“, erklärt Toni Arndt: „Etwas ganz Besonderes.“